„Sind Gräser eigentlich Bodendecker?“, fragte mich meine Bauzeichner Auszubildende Letztens. Hervorragende Frage. Die Antwort ist: „Kommt darauf an.“ Zeit für ein kleines Was ist Was der wichtigsten Begriffe der Pflanzenverwendung.
Leider ist vieles davon nämlich nicht wirklich logisch, weil immer wieder Begriffe aus verschiedenen Kategorien durcheinander geworfen werden.
Diese Liste ist nicht erschöpfend. Bei weitem nicht. Wenn du Ergänzungswünsche hast, schreib sie am besten in die Kommentare. Ich kümmere mich darum.
Was ist was? Die große, unvollständige Liste zu Pflanzen
Gehölze
Pflanzen, die verholzen, sind Gehölze. Also Bäume, Hecken und Sträucher. Neue Triebe dieser Pflanzen sind noch weich und biegsam, je älter und größer der Trieb wird, desto steifer wird er, weil in den Zellen Lignin eingelagert wird. Gehölze sind mehrjährig, das heißt, sie leben mehrere Jahre und brauchen auch lange, um sich voll zu entwickeln. Gehölz ist ein Sammelbegriff. Häufig werden ‚Bäume‘ separat gelistet, obwohl sie auch Gehölze sind.
Bäume
Gehölze, die einen einzelnen Stamm haben. Es gibt auch mehrstämmige Bäume. Bäume sind meist deutlich größer als Sträucher.
Sträucher
Gehölze, die keinen einzelnen Stamm haben, sondern aus einer einzigen Wurzel immer wieder neue Stämmlinge treiben. Auch bekannt als Büsche. Alle Sträucher sind Gehölze.
Hecken
Es gibt freiwachsende und geschnittene Hecken. Hecken sind linienförmige Zusammenhänge von Gehölzen, die meistens aus Sträuchern bestehen, aber auch aus entsprechend gezogenen und geschnittenen Bäumen geformt werden. Beispielsweise sind Hainbuchenhecken (Carpinus betulus) oder Rotbuchen (Fagus sylvatica) ziemlich weit verbreitet. Wenn man diese Hecken lange genug vernachlässigt wachsen sie sich zu Bäumen aus.
Halbsträucher
Stehen zwischen Sträuchern und Stauden. Der bekannteste Halbstrauch ist Lavendel (Lanvandula angustifolia). Bei einem Halbstrauch verholzen die mehrjährigen Triebe, die aus der gemeinsamen Wurzel wachsen. Blüten und Früchte bilden sich an den frischen, einjährigen Trieben. Die nicht verholzten Pflanzenteile sterben im Herbst ab, aus dem Holz wird im Frühjahr neu ausgetrieben. Die meisten Halbsträucher sind niedriger als Sträucher. (Wobei es sehr niedrige Sträucher gibt. Zum Beispiel bei den kriechenden Arten)
Kraut
Krautige Pflanzen verholzen im Gegensatz zu Gehölzen nicht. Die Lebensdauer von Kräutern ist sehr verschieden. Zwei- oder Mehrjährige Vertreter lassen ihre oberirdischen Pflanzenteile im Herbst absterben und treiben im Frühjahr aus den Speicherorganen (Wurzeln, Knollen etc.) neu aus.
Küchenkräuter zählen teilweise zu den Kräutern (Petersilie, Dill), teilweise zu Gehölze den Gehölzen (Rosmarin, Wacholder, Lorbeer).
Stauden
sind mehrjährige krautige Pflanzen. Dass heißt, sie verholzen nicht wie Gehölze. (Jetzt dreimal hintereinander verholzendeGehölzeverholzendeGehölzeverholzendeGehölze) Der oberirdische Teil der Pflanze, die Stengel, Blätter und Blüten bleiben weich und sterben im Herbst ab (Sie werden schlapp und / oder braun). Im Frühjahr treiben die Stauden aus ihren Wurzeln neu aus. Das tun sie über mehrere Jahre und wachsen dabei auch.
Die meisten Pflanzen, die in unseren Beeten wachsen, sind Stauden. Es gibt sie in allen Formen und Größen.
Gräser
Jeder erkennt sofort, was ein Gras ist, aber was ist ein Gras jetzt eigentlich? Gräser gibt es in mehrjährig und einjährig (s.u.) als Bodendecker und Solitäre (s.u.) sogar immergrün (s.u.) Gras gehört zu den Gräsern, aber nicht alle Gräser sind Gras. Für die Pflanzplanung kann man sich vielleicht darauf einigen, dass Gräser vor allem durch die feinen Halme und schlanken Blätter hervorstechen. Einsetzen kann man Gräser grundsätzlich wie Stauden, sie haben nur optisch eine andere Wirkung.
Einjährig
einjährige (annuelle) Pflanzen leben nur ein Jahr lang. Sonnenblumen (Helianthus annuus) sind einjährig, Kapuzinerkresse (Tropaeolum), schwarzäugige Susanne (Thunbergia alata) … Einjährige Pflanzen sterben ab, nachdem sie Samen gebildet haben. Diese Samen treiben erneut aus, wachsen, bilden Blüten, werden befruchtet, bilden Samen, sterben ab. Du kannst also durchaus über Jahre Sonnenblumen an der selben Stelle im Garten haben, aber es sind jedes Jahr Angehörige einer neuen Generation.
Mehrjährig
Mehrjährige Pflanzen überleben mehrere Jahre. Damit sind technisch gesehen Gehölze auch mehrjährig, aber diese Kategorie bezieht sich eigentlich nur auf krautige Pflanzen.
Bienne / winterannuelle
Bienne Pflanzen leben zwei Jahre. Sie brauchen zwei Wachstumsperioden (das ist die Zeit, wenn durch Temperatur / Feuchtigkeit Wachstum für die Pflanzen möglich ist) um Samen auszubilden. Genauer gesagt werden Blüten und Samen erst im zweiten Jahr, nach der Wachstumspause, gebildet. Möhren zum Beispiel sind zweijährig. Deshalb habt ihr vermutlich noch nie Möhrenblüten gesehen.
Bodendecker
Bodendecker können Gräser sein, Stauden oder Gehölze. Bodendecker ist eine Jobbezeichnung. Im Beet bilden sie die niedrigste Schicht und bedecken den Boden möglichst komplett. Efeu wird gern als Bodendecker eingesetzt (Gehölz), genauso aber auch Waldsteinia (Staude) oder Bärenfellgras (Gras)
Solitär
Es gibt Solitärstauden und Solitäre bei Bäumen und Gehölzen. Gemeinsam haben sie beide, dass sie die Stars an ihrem Standort sind. Im Beet sind Solitärstauden die besonders großen, prächtigen Blickfänge und damit das eine Ende der Skala, an deren anderen der Bodendecker steht. Solitäre im Beet können natürlich auch Gräser sein.
Ein Solitärbaum ist ein Baum in Einzelstellung. Aber Vorsicht, ein Solitärbaum ist das Gegenteil vom Hochstamm. Ein Solitärbaum ist nicht aufgeastet und sieht deshalb nicht aus wie das Standardbildchen, von Stamm mit Krone oben drauf, das wir alle unter dem Begriff ‚Baum‘ im Hirn abgelegt haben. Das liegt daran, dass den Solitärbaum kein anderer Baum im Wachstum bedängt und er sich deshalb ganz entspannt in alle Richtungen ausbreiten kann. Denk Parkbaum. Nicht Apfelbaum. In diesem Artikel habe ich schon mal erklärt, warum dieser Unterschied wichtig ist.
Zwiebeln
Zwiebelpflanzen bilden keine Wurzeln, sondern eben Zwiebeln, als Speicherorgane. Tulpen, Lauch, Krokus sind klassische Zwiebelpflanzen. Sie überleben mehrere Jahre, in dem sie nach der Blüte ihre Kraft in die Zwiebeln zurückziehen und in der Zwiebel überwintern. Deshalb macht es Sinn, das Grün von Zwiebeln erst zu schneiden, wenn sie völlig Saft- und Kraftlos rumliegen. Dann hat sich die Zwiebel das Maximun zurückgeholt.
Immergrün
Gehölze schmeißen im Herbst ihr Laub ab. Ja? Ja. Aber nicht alle. Immergrüne Gehölze sind eben genau das „immer grün“. Immergrün heißt nicht automatisch Nadelgehölz. Immergrüne gibt es in allen anderen Kategorien, Größen und Sorten. Immergrün heißt einfach nur, dass die Blätter oder Nadeln nicht alle auf einmal verloren gehen, sondern laufend ausgetauscht werden, wodurch die Pflanze durchgehend grün ist. Immergrün bringt dadurch Ruhe in den Garten, kann aber auch langweilig werden.
Wintergrün
Wintergrün ist die kleine Schwester von Immergrün. Genau wie immergrüne Pflanzen behalten sie im Winter ihr Laub oder ihre Nadeln. Aber was der Rest des Gartens im Herbst erledigt, haben die Wintergrünen lediglich ins Frühjahr verschoben. Nach dem Winter schmeißen sie dann doch ihr Laub in einem Wurf ab.
Ich stelle mir gern einen Wettlauf vor: Alle starten gemeinsam. Im Herbst bleibt ein Großteil des Feldes erschöpft zurück. Wintergrün und Immergrün liegen mit glänzend vitalem Laub gleichauf. Wer macht das Rennen? Könnte es? Dann, im März, merkt Wintergrün, wie ihr die Luft ausgeht. Seitenstechen, Schwere Beine … Ahhh. Wintergrün schmeißt hin. Nichts geht mehr.
Immergrün atmet nicht mal schwer und joggt entspannt in einen neuen Sommer.
Habe ich Begriffe vergessen? Was würdest du gern noch wissen? Schreib mir in den Kommentaren.
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