Eine Terrasse ist eine Fläche zum Aufenthalt in direktem Anschluss an ein Gebäude. Zumindest im architektonischen Sinne. Häufig vermittelt sie einen Höhenunterschied zwischen dem Austritt des Gebäudes und der tiefer liegenden Gartenfläche. 

Heute verwenden wir sie meist Synonym mit dem Aufenthaltsbereich (Freisitz) im Garten. Und das aus gutem Grund.

Die Terrasse ist so universell der einzige Aufenthaltsbereich in kleinen Gärten, (und der, der vom Bauträger inklusive vorgesehen wird) dass niemand auf die Idee zu kommen scheint, dass es auch anders gehen könnte. Maximal wird die Terrasse vergrößert oder sie bekommt ein sorgfältig ausgewähltes Material.

Dadurch entsteht der Eindruck, dass die sechzehn Quadratmeter Terrasse vor dem Wohnzimmerfenster so unausweichlich wie die Schwerkraft sind. Die Terrasse ist eine Lösung. Für kleine Gärten ist sie nicht einmal immer die beste Lösung.

Wofür braucht man eine Terrasse?

Um draußen Nichts zu tun. 

Foto, Rückansicht eines Mannes in einem Gartenstuhl mit kleinem Tisch neben sich. Er schaut von seiner Terrasse über Gärten

Natürlich kann man sich überall im Garten aufhalten (und arbeiten), aber wer auch mal Pause machen will im Garten, braucht mindestens einen Ort dafür. Wir nennen diesen Ort inzwischen Terrasse.

Auf einer Terrasse steht eine Sitzgruppe, ein paar Loungemöbel, Liegestühle und vielleicht auch der Grill.

Um draußen Nichts zu tun und dabei glücklich zu sein, gibt es viele Möglichkeiten. Wir werden weiter unten darüber sprechen.

Warum also hat sich die Terrasse wie oben definiert, durchgesetzt? 

Was sind die Vorteile der Terrasse?

  1. Kurze Wege. Du brauchst genau einen Schritt aus dem Wohnzimmer in dein grünes Wohnzimmer. 
  2. Deine Fassade und die Fenster werden vor Verschmutzung geschützt.
  3. Die Terrasse kann durch darüber liegende Balkone oder an der Fassade befestigten Markise leicht beschattet werden.

Mehr fallen mir nicht ein. Hast du noch einen Grund? Schreib ihn doch in die Kommentare, damit ich mich verbessern kann.

In der Zwischenzeit schaue ich mir die Vorteile noch einmal an.

Kurze Wege

Nur kurz aus dem Salon treten, auf der Terrasse stehen und das Panorama der Gärten in sich aufnehmen. Welch ein Vergnügen!

Foto eines Herrenhaus mit neogotsichen Elementen mit großzügiger, über Treppen zu erreichender Terrasse
Herrenhaus mit vorgelagerter Terrasse

Aber, in einem kleinen Garten gibt das Panorama nicht viel her. Der Blick verändert sich auch nicht groß, wenn du aus dem Wohnzimmer einen Meter über die Schwelle trittst. Verlange von deinem Garten nichts, was er dir nicht geben kann.

In deinem kleinen Garten sind alle Wege kurz. Wie viele Schritte brauchst du, um das Ende deines Gartens zu erreichen? Ist das eine Strecke, für die du dich bewusst entscheiden musst? 

Wir haben auch schon über Neugierde gesprochen und wie wichtig sie dafür ist, deinen Garten größer wirken zu lassen und dich in ihn hineinzuziehen. In diesem Fall ist Neugierde nicht das richtige Wort, aber wenn es darum geht, dich deinen Garten erleben zu lassen, ist ein starkes Ziel unschlagbar. Wenn du am liebsten auf deiner Terrasse sitzt, dann überleg dir, die Terrasse ans Ende deines Gartens zu legen.

So durchquerst du deinen Garten, entdeckst die wunderbaren Kleinigkeiten, wie eine neu geöffnete Blüte, die ersten reifen Erdbeeren oder eine Kaulquappe im Teich, und das ganz ohne bewusste Entscheidung. Die willst ja nur dein Buch im Schatten lesen. Aber wäre dir der blühende Schnittlauch aufgefallen, wenn du nur einen Schritt auf die Terrasse tust?

Deine Fassade und die Fenster werden vor Verschmutzung geschützt

Stimmt.

Wenn Regen auf nackten Boden fällt, verwandelt er sich in Schlamm und der Schlamm spritzt bei jedem neuen Tropfen in alle Richtungen. Auch an deine Fassade oder die Fenster und Türen, falls ein Beet direkt an die Fassade anschließt.

Aus diesem Grund gibt es Traufstreifen

Traufstreifen bestehen am einfachsten und effektivsten aus sauberem Schotter oder Kies, der etwa 15cm tief und 40cm breit vor den Fassade eingebaut wird. Im Regenfall verwandelt sich hier nichts in Schlamm. Noch besser, die unregelmäßige Struktur der Steine sorgt für weniger Spritzer an der Fassade, und kostengünstig ist es auch noch.

Wenn du dich umschaust, wirst du Traufstreifen überall bemerken. (Sie heißen so, weil sie etwa so breit sein sollen wie die Traufe des Gebäudes. Allerdings laufen Traufstreifen um alle Seiten des Gebäudes oder der Mauer, nicht nur die Traufseiten)

(Die Traufe ist die Tropfkante eines Daches, also die Kante, an der bei Regen das Wasser heruntertropft. Wo es viel regnet, wird an diesen Kanten meistens eine Dachrinne angebracht.)

Traufstreifen können auch aus Stein- oder Betonplatten bestehen. Hier entsteht ebenfalls kein Schlamm, und man kann den Streifen angenehmer betreten.

Jetzt wird klar, warum die Terrasse direkt an der Fassade so verlockend ist. Traufstreifen und Aufenthalt überschneiden sich, so verringert sich die Fläche, die intensiv bearbeitet werden muss, Kosten werden gespart und noch dazu bleibt die Fassade und die Fenster sauber.

Ja. Das ist ein gutes Argument.

Der Blick und die Terrasse

Das Wohnzimmer der allermeisten Reihenhäuser geht auf den Garten hinaus. Dort ist die Terrassentür und daneben ein Fenster, je neuer, desto größer und desto wahrscheinlicher bodentief.

Falls es bei dir auch so ist, geht dein Blick aus deinem Wohnzimmer in den Garten hinaus.

Nein. Ehrlicherweise geht er auf deine Terrasse hinaus.

Was siehst du? Meistens sitzt du im Wohnzimmer. Dein Blickpunkt liegt etwa 100-140cm über dem Boden. Damit siehst du vor allem die Rückseiten deiner Terrassenmöbel und deinen Grill. Hat sich das bodentiefe Fenster dafür gelohnt?

Skizze. Blick aus bodentiefen Fenster auf eine Terrasse mit Terassenmöbeln
Die Terrasse vor deinem bodentiefen Fenster

Stattdessen könntest du einen Traufstreifen vor deinem Fenster anlegen und einen Weg von deiner Terrassentür aus, der zu einem Freisitz führt.

(Ein Freisitz ist eine befestigte Fläche in Gärten, die dem Aufenthalt dient.)

Durch ein Beet / über einen Teich / an einem Baum vorbei / über die Wiesenfläche, und hinter diesem Filter siehst du den Freisitz, aber nur angedeutet. (Wegen der Neugier )

Skizze eines kleinen Garten, dessen Freisitz am Ende des Gartens ist und vor dem Bodentiefen Fenster nur ein Traufstreifen liegt. Blick durch das Fenster
Keine Terrasse vor dem Fenster

Die Terrasse kann durch darüber liegende Balkone oder an der Fassade befestigten Markise einfach beschattet werden

Unter einem Balkon wird nichts wachsen, dass du nicht gießt. Das heißt, Rasen hat dort schlechte Karten. Wenn ein Garten nur aus Rasen und Terrasse besteht, dann kommt unter den Balkon die Terrasse. Meistens ist die Terrasse größer als der Balkon. Weil sie der einzige Freisitz ist, und alle Platz haben sollen.

Allerdings ist eines der grundlegendsten Dinge, die deinen Garten in einen Traumgarten verwandeln, Abwechslung. Auswahl. In diesem Fall heißt das: Warum nicht zwei Aufenthaltsbereiche? Ein schmales, schattiges Plätzchen unter dem Balkon mit einem Liegestuhl, einer Hängematte oder einem Bistrotischchen und ringsumher Topfpflanzen, gerade so groß, wie der Balkon darüber. Und ein zweiter Freisitz an einer anderen Stelle. Mit einer anderen Perspektive.

Es ist August 2020, und während ich diesen Artikel schreibe, klettert das Thermometer in Richtung vierzig Grad. Ein schattiges Plätzchen im Garten, mit einer leichten Brise kommt der Vorstellung vom Himmel sehr nahe. 

Glücklicherweise wirft alles auf diesem Planeten einen Schatten. Sonnenschirme, Pergolen, Zelte, Nachbarshäuser. Wenn du dir Zeit nimmst und dein Grundstück kennenlernst, bevor du loslegst, wirst du merken, wo an heißen Tagen der kühlste Fleck ist. Und noch besser: Bäume spenden Schatten und Verdunstungskühle! Durch die Blätter verdunsten sie den ganzen Tag Wasser und dieser Effekt ist spürbar. Noch ein Grund, dankbar zu sein, falls in deinem Garten bereits ein Baum steht, und ein Punkt, den du im Kopf behalten solltest, wenn du überlegt, was für ein Baum in deinen Garten passen könnte.

Sitzgruppe im Schatten
ein schattiges Plätzchen

Ein Balkon schützt auch effektiv vor Regen (deshalb wächst da ja nichts). Gewitter kucken im Garten ist toll – ich empfehle es allen, die bei Gewitter nicht mit anderen Problemen kämpfen müssen. Ansonsten halten sich die meisten Menschen während Regen nur ungern im Freien auf. Wenn du also gern Gewitter schauen möchtest, richte dir einen kleinen Beobachtungsposten unter dem Balkon ein, wie oben beschrieben. Ansonsten muss dein Freisitz nicht regenfest sein. Je nach Ausstattung mit Polstern etc. wäre aber vielleicht eine wasserdichte Aufbewahrungsmöglichkeit sinnvoll.

Zusammengefasst:

  • Eine Terrasse ist ein Freistz direkt am Haus, die zwischen Haus und Garten vermittelt
  • … ist der Standard Aufenthaltsbereich in heutigen Gärten
  • … bedeutet kurze Wege, aber in einem kleinen Garten ist ohnehin kein Weg lang
  • … schützt deine Fassade vor Verschmutzung, aber das tut ein Traufstreifen auch – ohne dir die Aussicht in deinen Garten zu blockieren.
  • Wenn ein Balkon im oberen Stock auskragt, dient er automatisch als Schattenspender und Regenschutz für deine Terrasse. Das stimmt, aber mehr als ein Freisitz ist für fast jeden Garten eine gute Idee. Schatten und Regenschutz lassen sich auch anderswo finden oder einrichten.

Fazit:

Genau wie Rasen ist die Terrasse einer dieser unbewussten Standards, die kaum von irgendwen in Frage gestellt werden, dabei gibt es unendlich viele bessere Lösungen.

Welche das sind findet erzähle ich dir im nächsten Artikel. Zwischendurch kannst du im Pinterest nach Beispielen stöbern.

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2 Kommentare

  1. Schade dass du jetzt erst diesen Artikel geschrieben hast. Ich hätte wirklich meinen Garten von dir planen lassen sollen. Naja zu spät….. Vielleicht in 10 Jahren wenn alles anders werden soll.

    • Danke für das liebe Kompliment! Ich schreibe dich für 2030 in den Kalender.
      Und wenn vorher Fragen auftauchen – gerne melden. Es gibt immer Lösungen. 🙂


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