Im letzten Konzept hat der Gartenweg die Hauptrolle gespielt. Hier soll es nun ein paar weiterführende Erklärungen geben, wie und wo Wege am sinnvollsten verlaufen, wo und warum Trampelpfade entstehen und wie man aus diesem Wissen sinnvolle Konzepte entwickelt.
Über die verschiedenen Beläge, Breiten, Haltbarkeiten und Bauweisen werden wir an anderer Stelle sprechen. Heute fangen wir ganz am Anfang an.
Was ist ein Weg:
Ein Weg ist laut Wikipedia eine Verbindung zwischen zwei Orten. Das stimmt im Grundsatz, lässt aber außer Acht, dass ein Weg auch manchmal nur dazu dient, ihn zu beschreiten und dabei die Erfahrungen des Weges zu genießen.
Ein Weg ist dabei immer leichter zu begehen als das umgebende Gelände. Ein Weg erleichtert das Vorankommen. In der einfachsten Form ist das der Trampelpfad, bei dem durch ständige Belastung der Pflanzen-Bewuchs verdrängt wurde und sich der unterliegende Boden verfestigt. Er liegt dadurch (und durch den ständigen Abtrag durch die Nutzung) etwas tiefer als die Umgebung.
Bei nasser Witterung verschlammen diese Wege und sind dann nur schlecht oder gar nicht nutzbar. Aus diesem Grund werden Wege befestigt. Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen von ein bisschen Holzhäcksel bis zu Asphalt. Welches Material und welche Bauweise wo richtig sind, ist immer abhängig von Belastung, Nutzung, Lage und persönlichem Geschmack. Dazu an anderer Stelle mehr.
Merken wir uns:
Ein Weg ist das Landschaftselement, auf dem wir uns durch den Raum bewegen.
Ein guter Weg macht uns den Weg leichter und schützt die umliegenden Flächen vor ständigem Betreten.
In Gärten und Parkanlagen kommt ein weiterer Aspekt dazu: Die Inszenierung des Raums.
Der Weg ist das Drehbuch. Er bestimmt, was wir erleben, während wir uns durch den Raum bewegen. Der Nutzer hat dabei Entscheidungsmöglichkeiten an Abzweigungen und Kreuzungen – und auf einer grundsätzlichen Ebene immer die Freiheit, vom Weg abzuweichen.
Wenn das allerdings nicht nur einer tut, sondern viele an der gleichen Stelle, ist der Weg falsch geplant.
Wie plant man Wege richtig
Die richtige Planung von Park- und Gartenwegen ergibt sich grob aus zwei Faktoren: Wie der Nutzer (der Mensch) tickt, und was wir (die Planer) von ihm wollen.
Nehmen wir an, es gibt eine große, offene, ebene Fläche, vielleicht ein Innenhof, mit zwei Zugängen.
Wie würdest du laufen, wenn du von einem Eingang zum anderen willst?
Vermutlich auf direktem Weg.
Und wenn es mehr als zwei Eingänge gibt? Dann bilden natürlich entstehenden Wege zwischen den einzelnen Eingängen plötzlich ungefähr so ein Muster.
Aber, vielleicht hat der Planer ganz etwas anderes vor. Vielleicht möchte er die Wege bündeln, um weniger Flächen zu versiegeln. Vielleicht möchte er die Fußgänger möglichst weit von den Fenstern fernhalten, damit in den Gebäuden mehr Privatsphäre herrscht. Es kann alle mögliche Anforderungen an Flächen geben. Also räumen wir die Wege auf.
Vielleicht in etwas, dass dem hier ähnelt.
Nehmen wir jetzt an, dieses Wegesystem wird so gebaut. Ein hübsches Pflaster ausgewählt, der Weg überwölbt, so dass Niederschlagswasser in die Rasenflächen abfließt, die in den Restflächen angelegt werden.
Wie lange dauert es, bis wir dieses Bild sehen?
Der Nutzer hat nur einen Grund, auf den Wegen zu bleiben und das ist der Belag. Deshalb wird er bei schlechten Wetter dort bleiben, bei gutem aber jederzeit den schnellen, direkten Weg nehmen.
Jetzt kann man sich über die Menschheit aufregen (eine nie endende Aufgabe) oder versuchen, Lösungen finden.
Führung des Nutzers
Führung klingt erstmal furchtbar nach Hundeleine und Gängelband und das kann es auch sein, wenn man nur starke Führung einsetzt.
Starke Führung macht es unmöglich, einen anderen als den vorgesehenen Weg zu nehmen.
Also, zum Beispiel, Zäune.
Wenn du mich fragst, ist das die schlechteste aller Lösungen.
Aber es geht auch anders.
Weiche Führung ist eher Verführung.
Die Wege machen Angebote, warum es so viel angenehmer wäre, sie zu benutzen, anstatt abzuweichen.
Noch besser, mit ein bisschen sanfter Führung wird der ganze Innenhof gleich viel atmosphärischer. Denn, was ist sanfte Führung alles?
Topographie – wir laufen am liebsten auf ebenem Boden. Warum sollen wir über Hügel oder durch Senken klettern, wenn wir es nicht müssen?
Bepflanzung – wir haben Hemmungen, durch Beete zu latschen. Und niemand rennt mit Absicht gegen einen Baumstamm. Dafür ist es wichtig, dass die Beete schnell geschlossen bewachsen sind. Denn über ein bisschen Rindenmulch kann man durchaus mal hopsen, nicht wahr?
Findlinge, Mülleimer, oder Bänke – Haben einen ähnlichen Effekt wie Bäume. Wir weichen automatisch aus, anstatt dagegen zu treten. Aber darüber hinaus sind sie auch anziehend. Es gibt gute Gründe, am Mülleimer vorbeizulaufen, oder zur Bank zu gehen.
Ziele – Wieder mal ein Hinweis auf den Neugier Artikel. Wenn du einen Blickpunkt schaffst, der die Leute interessiert, ist es wahrscheinlich, dass sie auf dem Weg bleiben, der sie vermutlich dort hinführt. (Hier ließe sich noch ein ganzer Artikel über Wegeführung im Barockgarten vs. Englischer Landschaftspark einfügen, aber das dann an anderer Stelle)
Noch sanfter wird die Führung, wenn du zum Beispiel mit Kontrastfarben arbeitest, oder die Einfassungen hervorhebst. Ein hochgestellter, kontrastfarbiger Einzeiler als Begrenzung der Wege, oder das berühmte Tiergartenband, das du bestimmt aus dem Park um die Ecke kennst.
Schwung in den Wegen – Wie in jeder guten Verführung gehst du natürlich auch auf die Wünsche des Verführten ein. Komm dem Nutzer ein wenig entgegen. Lass die Wege schwingen, runde die Kreuzungen aus.
Der Mensch läuft nur dann in rechten Winkeln, wenn du ihm keine andere Wahl lässt. Eigentlich taumeln wir konstant auf schiefen Bahnen durch die Landschaft.
Wenn du dir funktionierende, moderne Gestaltungen anschaust, wird dir auffallen, dass die eckigen Kreuzungen und Platzflächen entweder so großzügig angelegt sind, dass auf ihnen Raum für schwingende Laufwege sind, oder dass sie recht starke Führungen einsetzen, um die Nutzer um die Ecken zu zwingen.
Wie solltest du deinen Gartenweg also am besten planen?
Fang mit der Analyse an. Überleg dir, welche Punkte du auf jeden Fall bequem erreichen musst, und wie oft das der Fall sein wird. Je nachdem, wie wichtig der Weg ist, wird er breiter oder schmaler, besser befestigt, oder weniger.
Dazu gehört natürlich, die Orte in deinem Garten festzulegen. Wo ist die wichtigste Terrasse, wo das Gartenhaus, wo der Sandkasten, wo die Küchenkräuter. Wege und Orte stehen immer in Beziehung miteinander. Wenn du bei der Planung der Wege feststellst, dass deine Terrasse schwer zu erreichen ist, oder an anderer Stelle verführerischer den Weg entlang blinzelst, kannst du sie verschieben. (Wenn die anderen Faktoren mitspielen. Niemand hat gesagt, diese Entwurfssache sei einfach 😉 )
Überleg dir, wie offensichtlich du gern die Führung hättest und wichtig es dir ist, dass die Leute tatsächlich ausschließlich auf den Wegen bleiben.
Und schließlich:
Bau die wichtigsten Wege zuerst.
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7 Kommentare
Ein wirklich guter Post, da habe ich doch noch so einiges gelernt.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Vielen Dank für dein Lob und ich freue mich, dass dir der Artikel gefallen hat.
Vielen Dank für den Artikel! Wir planen aktuell die Pflasterarbeiten für unseren neuen Gartenweg, müssen uns aber erst auf einen Verlauf dessen festlegen. Daher ist es gut zu wissen, dass man auf weiche Führung setzen kann, um Leute auf dem Weg zu halten. Ich denke, dementsprechend können wir auch den einfachsten Weg planen und einfach ausreichende andere Elemente einbauen.
Danke für den lieben Kommentar und ich freue mich, dass Ihnen der Kommentar geholfen hat!
Vielen Dank für die Hilfe bei der Planung unserer Gartenwege. Ich werde jetzt auch erst einmal mit der Analyse anfangen und mir überlegen, welche Punkte ich auf jeden Fall bequem erreichen muss, und wie oft das der Fall sein wird. Mit der Umsetzung werde ich allerdings ein Unternehmen für Pflasterbau beauftragen.
Meine Familie plant auch gerade ihre Gartenwege umzugestalten. Ich bin dabei für die Pflasterarbeit zuständig. Danke für den Tipp, dass der Weg überwölbt, sodass Niederschlagswasser in die Rasenflächen abfließt.
An Deinen Ausführungen über Gartenwege bzw. Trampelpfade kann sich so mancher Planer öffentlicher Grünanlagen und deren Wegeführung eine kräftige Scheibe abschneiden! Ich erlebe gerade, wie ein Trampelpfad durch relativ unwegsames Gelände, der den Weg zu einer U-Bahnstation um ca 75% verkürzt im Vergleich zur Straßenführung, einfach und phantasielos gegenüber den Bedürfnissen der Anwohner zugesperrt wurde, Das führt dazu, dass die Anwohner sich lieber ins Auto setzen und das angestrebte Ziel anfahren, statt den „Umweg“ zur U-Bahnstation zu Fuß zu nehmen und umweltfrundlich ihr Ziel mit Öffis anzufahren.