weiße Blüten mit gelben Knöpfen

Geht es noch stilvoller als weiße Rosen im Abendlicht? Klar, weiße Rosen zwischen weißen Hortensien, weißem Lavendel und einem Hauch Schleierkraut, vor einem Hintergrund aus Immergrün. Zusammengefasst: Ein Garten ganz in weiß.

Das berühmteste Beispiel für einen weißen Garten ist der White Garden in Sissinghurst Castle, der in den 1950ern von Vita Sackville-West angelegt wurde. Dieser Garten ist nur einer von vielen verschiedenen Gartenräumen in Sissinghurst. Ein einzelner Gartenraum mit einem klaren Konzept lässt sich überall umsetzen, egal, wie klein oder groß das Grundstück ist. Ein fahl schimmernder Garten im sommerlichen Mondlicht ist auch auf einem Handtuch möglich.

Was ist ein Weißer Garten?

In einem weißen Garten gibt es keine Blütenfarbe außer weiß. Alle Blumen und Blüten sind weiß. Kein rosa, kein gelb oder blau. Dazu können noch panaschierte Blätter kommen, (Panaschiert sind grüne Blätter mit gelben oder weißen Flecken) Gehölze mit weißer Rinde oder Stauden mit hellgrauen oder silbernen Stängeln.

Das genügt für einen weißen Garten. Tatsächlich ist das schon eine ganze Menge. Ich würde mit panachierten Blättern, Rinden und Stängeln schon vorsichtig umgehen. Wichtig sind die weißen Blüten.

Ein weißer Garten ist niemals ganz weiß. Es reicht im Allgemeinen, das Weiß auf die Pflanzen zu beschränken. Die Gartenmöbel müssen nicht weiß sein. (Weiße Gartenmöbel eignen sich vor allem für Leute, die wirklich gerne putzen.) Die Wege und Terrassen müssen nicht weiß sein. 

Skizze Efeu panachiert (Hedera helix)

Die Atmosphäre macht den Weißen Garten zu etwas besonderen.

Zuviel weiß schadet einem weißen Garten. Ein völlig weißer Garten – also zum Beispiel: Marmorpflaster, weiße Gartenmöbel, Silberdisteln, weiße Hortensien, weiß verputzte Gartenmauern – hätte die Atmosphäre eines Anstaltsbadezimmers. Aber die Atmosphäre ist es, die einen weißen Garten ausmacht. Ein weißer Garten ruht in sich selbst, ein unaufdringlich stilvoller Ort. Eigentlich genau wie ein ganz normaler, bunter Garten, aber ein bisschen gelassener, ein bisschen selbstbewusster. Deshalb muss er sein Thema nicht totreiten wie ein Teenie, der sämtliche Wände mit Postern der Lieblingsband zupflastert.

Aber wie funktioniert Stil? Worauf muss man achten bei einem Weißen Garten?

Verschiedene Dinge sind wichtig. Da wir eine Variable, die Farben, aus der Pflanzplanung herausnehmen, werden die anderen um so wichtiger:

  • verschiedene Höhen
  • verschiedene Strukturen,
  • verschiedene Blütezeitpunkte.

Rosen, Schleierkraut und Lavendel habe ich oben nicht zufällig erwähnt. Alle drei gibt es weißblühend, alle drei sehen trotzdem unterschiedlich aus. Spiel mit dem weißblühenden Setzkasten, damit der Weiße Garten nicht langweilig oder zu streng wird.

Werde dabei aber nicht zu kleinteilig.

Eine Regel guter Pflanzplanung besagt, dass man niemals nur eine Pflanze einer Sorte setzt, sondern immer mindestens drei Stück der gleichen Pflanzen zusammen – oder fünf, oder sieben oder mehr. Genau, immer ungerade Zahlen. Das gilt auch und gerade in kleinen Gärten. Du hast wenig Platz, aber den vergrößerst du nicht, in dem du jede Menge Kleinkram hineinstellst, sondern im Gegenteil, in dem du dich auf weniges konzentrierst und das dafür feierst. Also, gönn dir im Weißen Garten große Beete und wähle deine Pflanzensorten sorgfältig aus, nicht zu viele verschiedene, aber so dass 

  • zu jeder Jahreszeit etwas blüht oder seinen Highlight-Moment hat.
  • die Pflanzen entsprechend ihrer verschiedenen Höhen gestaffelt sind
  • unterschiedliche Blüten- und Blattgrößen und Formen miteinander in Beziehung treten

Bevor du das tust, tritt einen Schritt zurück und denke doch noch einmal über Farben nach. Über Kontraste. In deinem kleinen, weißen Garten können sich die Blüten nicht gegenseitig durch komplementär Farben pushen. Dass müssen sie auch gar nicht. Farbe im Garten kommt nicht nur durch die Blüten. Dein Weißer Garten braucht Kontrast, einen Hintergrund, vor dem das Weiß leuchten kann.

Wenn ein weißer Garten eines nicht vertragen kann, dann sind das weiße Wände. 

Einer meiner Chefs nannte das immer „Schimmel im Schnee“, wenn ich meine weißen Blüten vor die weiß verputzte Fassade pflanzte.

Grafik: weiße Blüten vor einer weißen Wand
Weiße Stauden vor weißem Hintergrund verschwinden

Die einfachste Lösung dafür sind Hecken oder größere Sträucher im Hintergrund. Wenn die immergrün sind, ist das ein Pluspunkt. Vor einer grünen Wand, vielleicht sogar möglichst dunkelgrün, leuchtet das Weiß gleich viel intensiver.

Weiße Blüten vor einer immergrünen Hecke, Skizze coloriert
Grafik: Weiße Blüten vor einem dunkelgrünen Hintergrund

Noch mehr Spaß können farbige Wände machen. Fassaden, Sichtschutzelemente u.ä. müssen nicht immer weiß sein (oder freundlich grau ;). Wenn du daran etwas ändern kannst, denke über einen Farbwechsel nach. Ich persönliche träume manchmal von einem Lavendelblauen Häuschen mit weißen Kletterrosen, oder rostroten Klinkerwänden mit weißen Hortensien davor.

Grafik: Weiße Blüten vor lila Wand
Mit einem farbigen Hintergrund wirken weiße Blüten noch interessanter.

Denk außerdem auch an die anderen Sinne. Wenn du schon keine Farbe außer weiß zulässt, was ist mit Gerüchen? Womit wir wieder bei Rosen wären, Maiglöckchen, Hyacinthen, bei Lavendel oder Jasmin. Wenn die Augen die Möglichkeit haben, sich ein bisschen auszuruhen, können andere Eindrücke intensiver wahrgenommen werden.

Wofür eignet sich der weiße Garten besonders

Für Gärten mit farbigen oder unruhigen Wänden oder Einfassungen eignet sich der Weiße Garten also besonders, weil er Ruhe bringt, wo schon viel aufgeregtes ist, das man nicht ändern kann.

Es kommt aber noch besser.

Weiß ist die Farbe, die am meisten Licht reflektiert. Das bedeutet, Weiß macht dunkle Räume heller. Und das bedeutet, weiße Gärten leuchten am schönsten im Schatten. Dein Garten geht nach Norden? Ist von Nachbars fünfzehn Meter hohen Tannen eingekreist? Eigentlich nur der Lichtschacht des fünften Hinterhofs einer Blockrandbebauung? Perfekt.

Panaschierte Blätter betreiben weniger Photosynthese als nicht panaschierte, da das nur in den grünen Bereichen geht. Mit panaschierten Blättern vertragen daher auch schattenliebende Pflanzen wie Efeu oder Hosta auf ein wenig mehr Sonne. Denk darüber nach, wenn du deine Pflanzen zusammenstellst.

Vielleicht bis du eher eine Eule als eine Lerche (wie ich), oder arbeitest einfach lange, so dass du Zeit für deinen Gärten vor allem am Abend, in der Dämmerung oder in der Nacht hast? Nichts ist magischer als ein tiefblauer Abendhimmel mit den ersten Sternen über einem weißen Garten.

Grafik: Weiße Blüten vor Nachthimmel
weiße Blüten reflektieren noch das letzte bisschen Licht

Wann ist ein weißer Garten eher nicht geeignet?

Das Gegenteil gilt dann leider ebenso. Um wirklich strahlen zu können, braucht der weiße Garten Kontrast. Im hellen Mittagslicht wirkt ein weißer Garten schnell blass. Der Himmel in unseren Breitengraden ist meisten blassblau, grau oder wolkigweiß. Wenn du also einen weitläufigen Garten hast, oder einen zwar kleinen Garten, der aber kaum zu den Nachbarflächen abgegrenzt ist, versumpft die Klarheit eines weißen Gartens schnell zwischen der Unruhe der anderen. Das ist übrigens nur einer der Gründe, warum die Grenzen, die Zäune, Mauern und Hecken in einem Reihenhausgarten so wichtig sind. Noch wichtiger als in größeren Gärten. Dazu findest du hier Stelle mehr.

In einem Reihenhausgarten, aktuell meistens so um die fünfzig Quadratmeter groß, hat man selten Platz für mehr als einen Gartenraum, mehr als ein Thema. Das heißt, die Entscheidung für einen Weißen Garten ist eine Entscheidung für deinen ganzen Garten. Das will sorgfältig überlegt sein. Nicht so sehr, weil es in einem weißen Garten langweilig werden könnte, denn wenn du mit Pflanzenauswahl, Raumgestaltung und Hintergrund sorgfältig umgehst, besteht diese Gefahr wirklich nicht. Es ist die Versuchung, die in jedem Gartencenter, im Internet, in den Gärten von Freunden und Nachbarn, auf Messen und Gartenschauen lauert.

„Allem kann ich widerstehen, nur der Versuchung nicht.“

Oscar Wilde

Bevor du dich für einen weißen Garten entscheidest, beantworte dir selbst folgende Frage: Schaffe ich es in den nächsten Jahren, an der wunderschönen, lila-purpurfarbenen Clematis vorbeizugehen, ohne sie zu kaufen? Werden mir Sonnenblumen fehlen? 

Ein weißer Garten kann von lustvoll kreativen Menschen einiges an Selbstbeherrschung verlangen. Verfalle nicht dem Trugschluss, dass diese eine Pflanze in Telekom-Pink schon keinen Schaden anrichten wird. Sie bricht das Muster und damit wird sie wichtig. Tatsächlich degradiert gerade eine einzige andersfarbige Blüte die weiße Pracht ringsum zum Bilderrahmen. 


Grafik: Weiße Blüten mit einer einzelnen pinkfarbenen dazwischen
in einem Beet mit durchgängig weißen Blüten irritiert ein einzelner pinker Farbklecks

Wenn du der Versuchung nachgibst, oder du von deinem weißen Garten irgendwann genug haben solltest, dann wähle deine Abweichler mit Bedacht und stelle eine neue Regel auf. Setze hier und da rosa Akzente, gib einem Beet einen Saum aus gelbblühenden Bodendeckern, lass im Frühling Blaue Zierlauch Kugeln (Allium) über dem Weiß schweben. Mach, was du willst, aber mach es bewusst, steh dazu und mach es deutlich.

Aber was ist, wenn ich erstmal klein anfangen will?

Ein einzelnes weißes Beet zwischen bunten zu etablieren, hat in unseren Handtuchgärten meistens nicht den gewünschten Effekt. Wir haben einfach nicht genug Platz, dass der entspannte Blick über das Beet gleiten kann, ohne sofort an die nächsten, bunten, Beete zu stoßen und den Zauber zu brechen. Wenn du auf zwei Quadratmeter in der Mitte deines Reihenhaus-Bauerngartens ein weißes Beet anlegst, dann ist das ein spannendes Kuriosium, dass durchaus lohnend sein kann, aber kein Weißer Garten. Der ist nun mal eine kleine Diva und will die Bühne für sich.

Aber vielleicht hast du einen kleinen, abgeschiedenen Winkel auf deinem Grundstück, auf dem du das Experiment wagen kannst. Der Vorgarten zum Beispiel? (ein bisschen mehr zum Vorgarten findest du hier)

Häufig ist der ohnehin nach Norden oder Osten ausgerichtet, bekommt dadurch mehr Schatten ab und ist damit für einen weißen Garten prädestiniert. (Außerdem kann man im Vorgarten wunderbar Nachbarn und Passanten beeindrucken.) 

Pflanzlisten für Weiße Gärten sind längst nicht so nützlich, wie man auf dem ersten Blick meinen sollte. Weiß ist die häufigste Blütenfarbe überhaupt. Du wirst keine Probleme haben, Pflanzen jeder Art mit diesem Farbaspekt zu finden. Wichtiger für deine Auswahl ist die Exposition deines Gartens (Wieviel Licht er bekommt und wann am Tag), die Bodenart, wie grün dein Daumen ist und wieviel und welche Art von Arbeit du in deinen Garten stecken willst und kannst. Das alles sind Punkte, die sich nicht pauschal beantworten lassen.

Wenn du trotzdem einen Startpunkt brauchst, hilft google dir weiter.

Auf Pinterest habe ich ein Board voller weißer Gärten angelegt, damit du sehen kannst, was alles möglich ist und warum es sich lohnt.

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